Gemüsetipps, Berichte und Neues vom Acker - die Mitgliederversammlung 2022

20 Uhr, 30 Grad - so warm war es bei einer Mitgliederversammlung des Solawi Marburg e.V. noch nie! Ausgerechnet an einem der wärmsten Tage des Jahres hatten wir uns verabredet. Um auch die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten, trafen wir uns draußen auf einer Wiese. Die war allerdings, der Trockenheit geschuldet, kaum noch als solche erkennbar. So stand eines der Themen des Abends allen vor Augen: das Problem der Bewässerung. Aber der Reihe nach!

13 Vereinsmitglieder trafen sich an diesem tropischen Abend, um den Regeln des Vereichsrechts zu genügen und z.B. Wahlen durchzuführen, aber auch, um sich auszutauschen und das Neueste aus den verschiedenen Arbeitskreisen zu erfahren. Bei einer Vorstellungsrunde konnten alle noch ihr Lieblings-Solawi-Gemüse nennen und manche gaben noch Tipps dazu: dass man etwa den Schwarzen Rettich gut dünn aufschneiden und, zusammen mit anderem Gemüse, im Ofen machen kann, oder dass Pastinaken sich als Speckersatz z.B. in Nudelgerichten eignen.

Bei Grünzeug ist gerade so viel zu tun, dass unser Gärtner Uwe es leider nicht zum Treffen geschafft hat; auch die Mitarbeiter*innen sind verständlicherweise nach einem Tag auf dem Acker mit so hohen Temperaturen zu kaputt, um noch an einer MV teilzunehmen. Deshalb hat Uwe am Telefon über den aktuellen Stand auf dem Betrieb berichtet, und Dirk gab uns die Infos weiter: Der Brunnen, der schon seit einiger Zeit gebohrt ist, ist seit einer Woche nun endlich in Betrieb. Das kommt natürlich gerade zur rechten Zeit, denn die Trockenheit ist auch in Kirchvers groß. Wo nicht bewässert werden kann, wird es wohl weniger Ertrag geben. Gut ist die Trockenheit für manche Kulturen wie z.B. die Tomaten: Bei einem Sturm im Juni ist nämlich von dem Folientunnel am Festplatz die Folie heruntergeweht worden. Es lohnt sich aktuell nicht, eine neue Folie zu kaufen und den Tunnel zu reparieren. Uwe hofft, dass die Tomaten es bei der aktuellen Witterung auch ohne Regenschutz schaffen. Im Gewächshaus stehen u.a. Pflanzen der samenfesten Tomatensorte Marmorossa; wir sind gespannt, wie die schmeckt! Ein weiterer Folientunnel steht voller Auberginenpflanzen, die alle ganz gut aussehen; auch den Paprikas und Zucchinis gefällt das Wetter gut. Wie wir ja auch schon an den Verteilpunkten sehen durften, wachsen Blumenkohl und Brokkoli dieses Jahr sehr gut.

Was die Situation der Mitarbeiter*innen angeht, so wäre es eigentlich ganz entspannt, wenn nicht so viele krank wären. Die gelernte Gärtnerin, die aktuell das Team unterstützt, bleibt nur bis September. Deshalb ist der Hof auf Mithilfe bei den großen Ernteaktionen von z.B. Möhren oder Roter Bete angewiesen. Das wird dann voraussichtlich auch das große Thema des Ackereinsatzes im August sein; und vielleicht wird es auch noch zusätzliche Aktionen geben. Außerdem will der aktuelle Gemüse-Fahrer aufhören und es wird dringend Ersatz gesucht. Wer jemanden kennt, der das machen möchte, kann sich gerne bei Uwe oder Vera melden.

Es folgte, wiederum vorgetragen von Dirk, der Bericht von den Finanzen des Jahres 2020 sowie 2021; wenn ihr auf der Homepage eingeloggt sein, könnt ihr hier die entsprechenden Zahlen selbst nachlesen. Für das Jahr 2020 sind sie bereits vollständig da, für 2021 werden sie in den nächsten Tagen hochgeladen.

Die Kassenprüfer Christian und Manfred konnten zwar nicht anwesend sein, schickten aber vor Beginn der Veranstaltung eine Mail, in der sie von ihren Ergebnissen berichteten. Ihr Fazit: keine Beanstandungen und Antrag auf Entlastung des Vorstands, die dann auch durchgeführt wurde.

Die alten Vorstände sind auch die neuen Vorstände des Solawi Marburg e.V.: Kati Bohner, André Köhler und Annika Schlüter. Alle drei betonen jedoch, dass mit diesen Posten keinerlei Privilegien oder Hierarchien verbunden sind. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich im Koordinierungskreis zu engagieren.

Karolin berichtete im Anschluss von den Aktivitäten des AK Mitmachen möglich machen. Das sind hauptsächlich die Ackereinsätze; Karolin erzählt, dass es seit diesem Jahr immer auch ein gemeinsames Mittagessen gibt, und betont, dass alle nach ihren Möglichkeiten mithelfen können. Es gibt keine Verpflichtung, die ganze Zeit über dabeizubleiben. Auch schon eine Stunde Mithilfe ist wertvoll! Besondere Aktionen in diesem Jahr waren das Narzissenpflanzen und die Teilnahme bei Tischlein-deck-dich.

Im Anschluss wurde kurz diskutiert, was mit Überschüssen am Verteilpunkt passieren kann, wenn das Gemüse dort nicht mehr verbraucht werden kann. Es gibt die Möglichkeit, den AK Mitmachen zu informieren; vielleicht kann kurzfristig eine Verarbeitungsaktion gestartet werden. Andere Optionen sind die Telegram-Gruppe Essenstausch Marburg sowie die sogenannten "Fairteiler" in der Unikirche und in Ockershausen.

Günther vom AK Obst erzählte von den Aktivitäten auf den Streuobstwiesen in Heskem (120 Bäume) sowie in Gießen-Wieseck (50 Bäume). Es wurden insgesamt 28 neue Bäume gepflanzt, die Maat mit Schafen durchgeführt, ein Sommerschnitt gemacht und ein Apfelblütenfest mit etwa 20 Teilnehmer*innen gefeiert. Der Fruchtansatz der Bäume in Wieseck ist nach Berichten von dort gut, in Heskem sieht es eher nur durchschnittlich aus. Gut, dass es am Verteilpunkt Oberstadt noch Apfelsaft-Reserven aus dem letzten Jahr gibt. Da die Schafe beim "Mähen" wohl nicht ganz so gründlich vorgehen, bietet Kati an, ihren neu erworbenen Balkenmäher zu verleihen. Im Anschluss wurde noch die schlechte Bewässerungssituation für die Neuanpflanzungen diskutiert und verschiedene Modelle vorgeschlagen; Günther trägt die Lösungsansätze in den AK Obst.

Zum Abschluss berichtete Vera von der Situation beim Kaffee-Projekt. Beim Besuch aus Nicaragua haben wir viel Spannendes von den Befreiungskämpfen dort erfahren. Aktuell werden 26 Espresso- sowie 31 Kaffee-Abos verteilt. Leider sind diese Zahlen eher rückläufig, denn viele wollen nach einiger Zeit auch mal wieder eine andere Bohne ausprobieren. Positiv ist, dass das Projekt bald im Fairen Stadtplan erscheint; so können vielleicht bald wieder mehr Abonnent*innen gewonnen werden.

Um kurz vor 10, mit noch erträglicher Programm-Verlängerung, wurde die Versammlung geschlossen.