Rückblick auf die Saison 2022

Gemüsevielfalt im Oktober

Ich schreibe diesen Bericht im Dezember 2022. Der Kokreis hat gerade den Haushalt für die Saison 2023/24 aufgestellt, viel beraten und geplant. Die Anmeldung für einen Gemüseanteil ab Mai 2023 ist online. Und am Sonntag, 29.1.2023, treffen wir uns in der Evangeliumshalle in Marburg-Wehrda zur Finanzierungsrunde.

Wer so viel für die Zukunft plant, sollte auch das Vergangene im Blick behalten. Viel Freude wünsche ich beim Schwelgen in Erinnerungen an süße Erdbeeren unter sengender Sonne, tolle Gespräche beim Hacken von Salat und beim Ernten von Roter Bete oder an die vielen tollen Rezepte, die ihr mit dem Solawi-Gemüse ausprobiert habt!

Hier kommt der Bericht:

Seit das neue Gewächshaus da und somit mehr Platz ist, gibt es einige Sorten früher als zuvor. Das war natürlich auch in diesem Jahr so. Im Freiland war der Start dieses Jahr nicht besonders früh möglich, aber auch nicht außergewöhnlich spät. Wie in jedem April, Mai und Juni war die Gemüse-Ausbeute noch überschaubar; es gab Pak Choi, Petersilie, Schnittlauch, Radieschen, Lauchzwiebeln, Kohlrabi und verschiedene Salate sowie zum ersten Mal Rhabarber. Radieschen und Kohlrabi werden übrigens nur im Frühling und Herbst angebaut, da sie sehr anspruchsvoll in der Bewässerung sind. Die Frühkartoffeln wuchsen gut, sowohl was Qualität als auch was Menge angeht; wir hatten sie ab Mitte Juni im Anteil. Noch etwas früher, nämlich schon Anfang Juni, ging es dieses Jahr mit den Erdbeeren los, die sehr gut getragen haben; auch dank unserer Arbeit. An den Verteilpunkten landeten unterschiedlich viele Schälchen. Das lag daran, dass einige Mitglieder die Mitarbeiter*innen beim Ernten unterstützten und die Erdbeeren teilweise selbst an ihrem Verteilpunkt vorbeibrachten. Im nächsten Frühjahr werden gleich nebenan neue Erdbeeren gepflanzt, weil sie schon 2 oder 3 Jahre auf der aktuellen Fläche stehen. Auch bereits Anfang Juni kamen die ersten Schlangengurken. Da diese im großen, gut zu belüftenden Gewächshaus stehen konnten, gab es hiervon dieses Jahr sehr viele und sehr lange; noch Ende September war sie in der Gemeinschaftskiste zu finden. Ab Juli gab es Brokkoli und Blumenkohl, die beide dieses Jahr einen außerordentlich guten Ertrag brachten. Beim Knoblauch wurde etwa doppelt so viel gepflanzt wie sonst, doch weil die eine Hälfte des Pflanzguts nicht gewachsen ist, gab es in etwa so viel Knoblauch wie letztes Jahr.

Beim allerersten Ackereinsatz 2022 wird bei den Erdbeeren gehackt.   Nach dem Hacken verteilen Mitglieder Stroh bei den Erdbeeren.

Der Erdbeeracker Ende Mai.   Die ersten Frühlingszwiebeln wachsen.  

Eine typische Arbeit im Frühjahr: Säen in Multitopfplatten.   Hier werden die ersten Erdbeeren rot.

Der Brunnen, der teilweise durch Mitgliederdarlehen finanziert wurde, konnte Mitte Mai in Betrieb genommen werden. Wegen Lieferschwierigkeiten bei benötigtem Material hatte sich die Inbetriebnahme etwas verzögert. Da es wieder ein sehr trockenes Jahr war, hat der Brunnen sehr geholfen. Er steht logistisch günstig in der Mitte der großen Flächen; zuvor musste für jedes Mal Bewässern extra eine Leitung von der Leitungswasser-Entnahmestelle an der Straße bis zu den Beeten gelegt werden.

Mitglieder schauen sich den neuen Wassertank an.

Trotz Bewässerung hatten einige Gemüsesorten sehr mit der Trockenheit zu kämpfen. So vertrocknete ein ganzer Satz Salat (ca. 4000 Stück), weil er am Vormittag gepflanzt und erst am Abend bewässert wurde. So kam es zu der längeren "Salatlücke" im September. Die gepflanzten Zwiebeln konnten bewässert werden und konnten deshalb größer werden als die Steckzwiebeln, bei denen keine Bewässerung möglich war. Bei den Kartoffeln ist es so, dass die Frühkartoffeln noch vom Wasser aus dem Winter zehren, die späteren Lagerkartoffeln aber in so trockenen Jahren oft nicht genug Wasser haben. Die Erntemenge war zwar gut, sie sind aber leider recht klein. Noch mehr gilt das für die Möhren, von denen zwar einige Großkisten geerntet werden konnten, die aber aufgrund von Wassermangel (trotz Bewässerung!) teilweise sehr klein geblieben sind. Und beim Zuckermais gab es einen Totalausfall: Es wurden mehrere Sätze gepflanzt, in der Hoffnung, dass es über einen längeren Zeitraum viel Mais gibt. Tatsächlich ist Mais eine Pflanze, die mit wenig Wasser zurechtkommt; aber eben nicht mit so wenig Wasser wie in diesem Jahr. Die Pastinaken hingegen sind ein jährlich wiederkehrendes Sorgenkind: Auch in dieser Saison wurden welche ausgesät, bewässert, gehegt und gepflegt - und wurden dennoch nichts. Ebenso der Schwarze Rettich - obwohl das viele wohl nicht ganz so traurig stimmt.

Mitglieder bei der Kartoffelernte, im Vordergrund ein Kartoffel-Frosch.   Viele Möhren waren entweder zu klein oder aufgeplatzt, wie diese hier.   Eine Großkiste mit Möhren.

Andere Sorten profitierten vom heißen und trockenen Wetter: so z.B. die Tomaten. Da eine Windhose den Folientunnel am Festplatz abgedeckt hatte und ein Ersatz zu teuer gewesen wäre, die Tomaten aber schon dort standen, ließ es Uwe darauf ankommen. Und tatsächlich ergaben die Tomaten aus dem kaputten Folientunnel eine gute Ernte. Auch die Tomaten, die im großen Gewächshaus standen, lieferten gute Erträge. Insgesamt wurden 2022 pro Anteil 7,8kg Tomaten geliefert. Zum Vergleich: 2021 waren es 6,3kg, 2020 9kg. Auch bei Paprika und Chili gab es gute Erträge. Die Ernte beim Kürbis war gut und vielfältig. Nur auf den schlecht zu bewässernden Beeten gab es einige zu klein geratene Exemplare. Vor allem der Spaghettikürbis wuchs gut. Auch bei Lauch, Zucchini und Roter Bete war die Ernte normal bis gut. Vom Sellerie (sowohl Stange/Staude als auch Knolle) gab und gibt es wohl mehr, als manchem lieb ist.

Nachdem bis August Hitze und Trockenheit das größte Problem waren, gab es im September Bodenfröste. Dabei ist der selbst vorgezogene Kohlrabi, Sorte Superschmelz, erfroren. Aktuell ist es sehr feucht und dunkel, die Sonne scheint selten. Das führt dazu, dass das Gemüse eher verfault als weiter wächst. Das macht dem Grünkohl zu schaffen, von dem noch einiges im Freiland steht. Andere Kohlsorten haben zwar unter der Hitze und Trockenheit gelitten, der Ertrag ist dennoch in Ordnung; vor allem beim Chinakohl war die Ernte sehr gut. Weißkohl gibt es diese, Rotkohl voraussichtlich nächste Woche. Weil Rosenkohl bei solchem Wetter noch schneller schimmelt als andere Sorten, wird er nicht mehr angebaut. Ein weiterer Grund ist, dass ja bereits viel Kohl angebaut wird (auch Radieschen und Kohlrabi gehören ja dazu), und dies bei der Fruchtfolge beachtet werden muss; als sogenannter Starkzehrer kann er nicht jedes Jahr auf derselben Fläche angebaut werden. Das fehlende Licht hemmt natürlich auch das Wachstum der Kulturen in Gewächshaus und Folientunnel. So wurden vom Feldsalat mehrere Sätze gepflanzt, aber ob er vor Weihnachten so weit ist, steht noch in Frage.

Hier wächst Kohl.

Dieses Jahr ist eine Fläche dazugekommen, da Grünland in Ackerland umgewandelt wurde. Als Ausgleichsmaßnahme hat der Betrieb Grünzeug im Frühjahr ca. 35 Obstbäume (Apfel, Birne und Pflaume) gepflanzt, bald kommen weitere 60 Apfelbäume dazu. Von den im Frühjahr gepflanzten Bäumen sind nur 5 vertrocknet, was in diesem Jahr einen guten Schnitt darstellt. Hier wird nachgepflanzt. Über das erste Streuobst aus Kirchvers könnten wir uns in ca. 4-5 Jahren freuen.

Die Mitarbeiter*innen-Situation auf dem Hof wurde durch die Anstellung von Sarah, einer gelernten Gärtnerin, sehr entspannt. Die Unterstützung durch Mitglieder bei Ackereinsätzen lief dieses Jahr ganz gut - vielleicht auch deshalb, weil wir jetzt immer ein Mittagessen anbieten? Einmal gab es sogar frische Bratkartoffeln und Kuchen! Jedenfalls waren im Schnitt 10 Menschen da, die viel geschafft und den Mitarbeiter*innen des Hofs manches Mal ein großes Stück Arbeit abgenommen haben. Die An- und Abreise konnten einige Mitglieder CO2-neutral mit dem Fahrrad oder mit Rad und Zug bewältigen; andere bildeten Fahrgemeinschaften.

Hier werden super leckere Bratkartofeln mit Gemüse produziert.   Beim Ackereinsatz im August gab es frischen Zwetschgenkuchen.   CO2-neutrale Rückreise vom Ackereinsatz - eine Fahrradkolonne.

Wir wünschen uns, dass es 2023 so oder ähnlich weitergeht!