Bildungsnetzwerk IDEBIC (Kolumbien)

Unser kolumbianischer Kooperationspartner, das Bildungsnetzwerk IDEBIC, ist in einem Reservat in der Provinz Florida gelegen und gehört zur indigenen Gemeinschaft „NASA“. Die ca. 5.700 Mitglieder der Gemeinschaft leben in eigenständigen Dörfern mit einer gemeinsamen Verwaltung; 5 Räte, die direkt in einer Vollversammlung gewählt werden, sind für die Aufgaben zuständig, die die gesamte Gemeinschaft betreffen, beispielsweise die Bildung.

Jedes Dorf verfügt inzwischen über eine eigene Schule. Für die aktuell (2019) 1.683 Kinder gibt es aber darüber hinaus in dem Schulzentrum IDEBIC schon das Angebot von weiterführenden Schulen, auch mit Abitur, das mittlerweile – nach 18-jährigem Kampf! - staatlich anerkannt ist und bei dem die Schüler/innen aus dem Reservat im nationalen Vergleich hervorragend abschneiden. Gelernt wird nicht – wie bei uns praktiziert - nach dem Plan eines Curriculums mit vorgeschriebenen Fächern und Stundentafeln, sondern vorwiegend Projekt bezogen.  Es gibt z. B. ein Wasser-, ein Kaffee- und  ein Gemüseanbauprojekt, um nur einige zu nennen. Auch Kunst wird gelehrt, sowie indigene Kosmogonie. Ein weiteres Projekt ist Schweinezucht, die mit Bioenergiegewinnung aus Methangas verbunden ist. In allen Projekten ist die Wissensvermittlung in den für uns klassischen Fächern wie Mathematik, Physik, Mutter- und Fremdsprachen usw. integriert. Sie basieren auf Gemeinschaftssinn, Solidarität und ökologischem Denken. Sie arbeiten z.B. mit eigenem Saatgut.

Leider erlebt diese Gemeinschaft zurzeit eine krisenhaften Situation. Ein großes Infrastrukturprojekt soll über die Köpfe der lokalen, indigenen Bevölkerung hinweg - entgegen der ILO-Konvention 196, nach der diese zuvor konsultiert werden muss - auf dem Land der NASA verwirklicht werden. Dieses gefährdet ihre Lebensgrundlagen, z.B. das Süßwasservorkommen in ihrem Gebiet (nationales Schutzgebiet). Engagierte indigen Aktivist*innen der „Nasa“-Gemeinschaft, die diese bedrohliche Situation transparent gemacht und kritisch betrachtet haben, erhielten Morddrohungen; sogar ein Kopfgeld wurde auf sie ausgesetzt. Paramilitärischer Gewalt bis hin zur Ermordungen mehrerer indigener Umweltaktivist*innen sind die harte Realität, mit der die Gemeinschaft zu kämpfen hat.

Einen interessante Artikel zu dem Thema findet ihr hier: https://www.untergrund-blättle.ch/politik/lateinamerika/kolumbien_indigene_boden_4701.html.

Zustande gekommen ist der Kontakt über den Verein Pachamama e.V. Anibal Bubú, Mitglied der Gemeinschaft und dort unser Kontaktmann, war bereits 2017 im Rahmen einer sog. 'Minga' als Referent zu Gast in Marburg. Geplant ist, den Kontakt zu der Gemeinschaft weiter zu vertiefen. Im Jahr 2019 fand ein bilinguales Radioprojekt mit Schülerinnen und Schülern aus der NASA-Gemeinschaft und Marburg statt.

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Der Kaffee

Der Kaffee wächst in der Heimat der NASA-Gemeinschaft, im Andengebirge Südkolumbiens auf einer Höhe von 2000 bis 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Dort gedeihen die Pflanzen in Mischkulturen mit Schattenbäumen wie den als besonders heilig geltenden Guamos, Guanabana-Bäumen und Bananenpflanzen; daher auch die Bezeichnung 'Waldkaffee'. Pestizide oder mineralische Dünger kommen nicht zum Einsatz.

Geerntet und verarbeitet wird der Kaffee im Rahmen des Bildungsprojekts „Kaffee“ von der Arbeitsgruppe „Siembra Nativa“ des Bildungsnetzwerkes IDEBIC. „Siembra Nativa“ ist gleichzeitig die Namensmarke, mit der der Kaffee in Kolumbien lokal verkauft wird

Video: 
Aníbal Bubú Ramos – Rector IDEBIC und unser Ansprechpartner im Kaffeeprojekt